(Hamburg, 23. Juli 2012) Stille Post, früher der Renner auf jedem Kindergeburtstag, hat dem Künstler Aram Bartholl wahrscheinlich als Vorlage einer etwas anderen Kommunikationskanal gedient, die er im Oktober 2010 ins Leben gerufen hat. Die Rede ist von sogenannten Dead Drops, USB Sticks, die mit kreativen Dateien beladen in einem Loch in einer Mauer oder einem Baum platziert werden, sodass nur noch die Spitze rausguckt. Jedermann kann sie mitnehmen. Es geht nicht um kommerzielle Werbung, sondern eröffnet neue Wege.

Das Verstecke der Sticks sollte zwar unauffällig, aber trotzdem jedem zugänglich sein und den USB Stick gleichzeitig vor äußeren Einflüssen wie Regen und Feuchtigkeit schützen.

Ziel der Bewegung ist es, das Spannungsverhältnis der analogen und der digitalen Welt zu thematisieren und über das Medium eine Möglichkeit des anonymen Peer-to-Peer Filershareing außerhalb des Internets zu geben.

Gleichzeitig bietet sie lokalen Künstlern und Musikern einen innovativen und kreativen Marketing-Kanal zum Datenaustausch. Auf den Sticks können Musik-, Bild-, oder Videodateien oder andere kreative Projekte gespeichert und so der Öffentlichkeit kostenlos und  direkt zur Verfügung gestellt werden. Ohne die Datenverfolgung, die das World Wide Web immer mit dich bringt.

Im französischen Toulouse wurde bereits eine ganze Kunstausstellung ,verteilt auf mehrere Dead Drops, über das Stadtgebiet installiert und in Paris kann man eine Stadtführung von Drop zu Drop unternehmen. Auf der Internetseite können die Monteure der Dead Drops dann genauere Informationen zu  ihren Installationen und deren Inhalt veröffentlichen.

Das Medium bietet also ein hohes Potential an kreativen Möglichkeiten, die sich für Einzelprojekte bereits jetzt als Marketing-Plattform und auch zu Werbezwecken nutzen ließen.

Weltweit werden schon mehr als 1.000 „Kreativträger“ genutzt, eine Steigerung von 300% zum Vorjah. In Hamburg z.B. befinden sich auf unzähligen USB Sticks, die über das gesamte Stadtgebiet verteil sind, eine Datenvolumen von knapp 200 GB. Tendenz steigend.

Doch wie bei jeder neuen Form der Kommunikation gibt es auch hier Risiken. Denn ähnlich wie beim Original kann man nicht mit Sicherheit sagen ,wie das Resultat am Ende ausfallen wird. Auch wenn das Kauderwelsch am Ende eines Durchgangs Stille Post die meisten Partyteilnehmer zum kichern gebracht hat, dürfte einem das Lachen schnell vergehen, wenn man sich zusätzlich zu Musik- und Bilddateien auch einen Virus auf den Computer lädt.